Ausstellungsobjekte

Aus dem Bibliotheksbestand

Ein erheblicher Teil der Bücher des Godehardiklosters, die aus seiner knapp siebenhundertjährigen Geschichte erhalten geblieben sind, befinden sich heute in der Dombibliothek Hildesheim.

Einige von ihnen werden in der Ausstellung im Foyer des Hauses, vis à vis zum Teil-Nachbau des historischen Bibliotheksraums, im Original präsentiert. Das Ensemble wird in einem etwa vier- bis sechswöchigen Rhythmus gewechselt.

Die Auswahl beruht jeweils auf einer Kombination aus konservatorischen und inhaltlichen Kriterien; dabei soll sukzessive, beginnend mit dem späten 15. Jahrhundert, das ganze Spektrum des Bestands dargestellt werden.

Wir wissen nicht genau, welche Bücher in der spätmittelalterlichen Bibliothek des Godehardiklosters aufgestellt waren, denn es wurde kein Katalog aus dieser Zeit überliefert. Das ist nicht ungewöhnlich und der Erhalt eines mittelalterlichen Bibliothekskatalogs stellt eher die Ausnahme als die Regel dar.

Moderne im Internet zugängliche Bibliothekskataloge (OPAC), ermöglichen das Suchen in den Beständen von Bibliotheken oder Bibliotheksverbünden; dies entspricht dem Googlen, wobei die Suche im OPAC weit über die Suche nach bestimmten AutorInnen und Titeln hinausgeht.

Mittelalterliche Kataloge waren im Unterschied dazu vielfach eher Inventare, die verzeichnen, welche Bücher in welchem Regal oder in welchem Schrank aufbewahrt wurden; bei Sammelcodizes wird meist nur das erste Werk bezeichnet. Lediglich größere Bibliotheken besaßen im engen, o. g. Sinn Kataloge, die den Buchbestand nach Autoren erfassten.

Für die mittelalterliche Bibliothek des Godehard-Klosters sind der systematische Wandkatalog sowie eine Anschaffungsliste überliefert, die verzeichnet, welche Titel Abt Henning 1493 erwarb. Weil das Original im 2. Weltkrieg vernichtet wurde, steht lediglich ein Druck aus dem frühen 20. Jahrhundert zur Verfügung. Des Weiteren gibt der ebenfalls im 15. Jahrhundert angelegte Nekrolog des Klosters Hinweise auf den zeitgenössischen Buchbestand, weil dort zahlreiche Bücherstiftungen verzeichnet sind.

Nicht nur Bücher: Schriftgutverwaltung

Klöster waren nicht nur Ort christlicher Spiritualität und christlichen Gemeinschaftslebens, sondern immer auch Wirtschaftsbetriebe.

Sie verfügten dank regelmäßiger Schenkungen sowie technischer und agrarwirtschaftlicher Kenntnisse über erhebliche materielle Ressourcen, die verwaltet und auf Dauer gesichert werden mussten. Dazu war die Nutzung von Schriftlichkeit unerlässlich. Eine Klosterbibliothek als Ort klösterlichen Wissens diente daher nicht nur dem liturgischen, spirituellen und bildungsmäßigen Bedarf, sondern sie war auch ein Bestandteil der Schriftgutverwaltung.

Auch das Godehardikloster verfügt über eine entsprechende Überlieferung an Gebrauchs- bzw. rechtlich relevanten Texten, insbesondere Kopialbücher der Besitzurkunden, kirchenrechtliche Dokumente wie Ordensstatuten und Synodalprotokolle sowie chronikalische Quellen. Der Bibliotheksraum verfügt überdies über einen direkt angeschlossenen Archivraum, in dem Dokumente wie diese gesichert werden konnten.