Kopialbuch (17. Jhd.)

Hs 315

Protocollum des Klosters St. Godehard 1630-1644

Pappeinband mit Pergamentbezug; 17. Jhd.

Dieses Protokollbuch (auch Protocollum) wurde während des Dreißigjährigen Krieges im Kloster St. Godehard angefertigt. Die einzelnen Einträge wurden von mehreren Händen verfasst und das Schriftbild variiert in der Sauberkeit je nach Schreiber stark. Das Protokollbuch mit den Maßen von 19,5 x 30,5 x 5 cm - ungefähr dem heute gebräuchlichen DIN A4 Format - umfasst nur 74 beschriebene Papierblätter, die aber größtenteils durchnummeriert sind; ein Großteil der vorhandenen Blätter im Protokollbuch blieb jedoch unbeschrieben und unnummeriert. Das Protokollbuch ist in einem schlicht gestalteten Pappeinband mit Pergamentbezug eingebunden.

Angelegt wurde das Protokollbuch, um insbesondere die Geld- und Naturalwirtschaft des Klosters zu verwalten und zu dokumentieren, wie etwa Verpachtungen des umfangreichen klösterlichen Landbesitzes (bspw. S. 15, S. 22 und S. 53 sowie fol 185r). Aber auch Streitigkeiten mit der Stadt Hildesheim werden aufgeführt (S. 35ff). Entsprechend seines Verwendungszwecks in der Klosterverwaltung weist das Protocollum keine Verzierungen oder ähnliches auf und der pragmatische Nutzungszweck dominiert.

Besonders deutlich treten in diesem Protokollbuch die Sorgen, Nöte und Herausforderungen hervor, die aus den direkten Kriegshandlungen resultierten, die ab den frühen 1630er Jahren die Stadt Hildesheim zunehmend in Mitleidenschaft zogen und die auch das Kloster berührten, das teilweise zerstört wurde.

So werden zum Beispiel Geldzahlungen seitens des Klosters aufgeführt, die im Juni 1632 an die nur kurz in der Stadt weilenden schwedischen Besatzer zu zahlen waren (S. 54) oder der Diebstahl von Rindern (S. 73). Ab Seite 100 berichtet das Protokollbuch tagebuchartig von den Ereignissen des Jahres 1633 als Hildesheim von welfischen Truppen belagert und später besetzt wurde. Daran schließt sich die Dokumentation von Restitutionsverhandlungen an, die nach Einnahme der Stadt mit der welfischen Verwaltung geführt wurden und das Protokollbuch somit auch als ein chronikalisches Dokument zu bezeichnen ist, das Einblick in die turbulenten Jahre des Dreißigjährigen Krieges bietet.