Briefsammlung

EG 332

Epistolae

Druck, wahrsch. Richard Paffraet, Deventer, um 1488/1500

GW M32972

 

Bei den Epistolae des Franciscus Filelfus handelt es sich um eine Briefsammlung aus dem 15. Jahrhundert. Solche Briefsammlungen dienten in der Regel als literarisches Lernmittel. Der Schüler lernte sowohl den je nach Anlass des Briefs jeweils am besten geeigneten Aufbau des Texts, aber auch stilistische Mittel und Floskeln und vieles mehr, immer anhand von bestehenden Briefen und nicht nur anhand von Leitfäden. Einige der sogenannten Briefsteller lieferten sogar fertige Formulare, die man nur mit angepassten Eckpunkten abschreiben musste.

Franciscus Filelfus (1398–1481) studierte in Padua und arbeitete im Laufe seines Lebens für die Republik Venedig, für die Familie Medici in Florenz, für Kaiser Sigismund und Papst Calixtinus III. Er beschäftigte sich als Humanist mit den Werken Dantes und auch sehr intensiv mit der griechischen Sprache. Letzteres führt dazu, dass der vorliegende Druck nicht nur lateinische Buchstaben enthält, sondern auch mit griechischen Buchstaben gedruckt ist.

Dieser besondere handwerkliche und finanzielle Aufwand, zwei Schriftsysteme zu besitzen und gleichzeitig zu verarbeiten, steht der Tatsache gegenüber, dass der Drucker anscheinend nur eine Schriftgröße zur Verfügung hatte, weswegen die Überschriften entgegen der Gewohnheit nicht in einer größeren Type gesetzt wurden, sondern in Großbuchstaben.

Die Epistolae sind in diesem Buch zusammengebunden mit einem kürzeren Grammatikwerk aus dem Jahr 1505 und mit handschriftlichen Notizen zu Fragen der Grammatik, ebenfalls aus der Zeit um 1500.

Die frühesten Besitzvermerke des Bands scheinen entfernt worden zu sein, weswegen nicht endgültig gesagt werden kann, wann und über welche Wege es in den Besitz des Klosters St. Godehard gekommen ist. Der einzige Vermerk „S. Godeharti Ep(iscop)i“ auf dem Titelblatt stammt leider erst aus einer Zeit nach 1500. Inhaltlich und zeitlich passt das Buch jedoch in den starken Ausbau des Bibliotheksbestands unter Abt Henning Kalberg (1493–1535) und die Neuordnung des Bibliotheksraums.